UNgereimtes — UND Gereimtes
Unkenrufe
Am Freitag fahr ich in die Stadt,
weiß, daß es wenig Parkraum hat,
und sage mir nun unaufhörlich:
"Ist Freitag heute. Viel Verkehr – ich
werde suchen wie verrückt,
nach einem Parkplatz – was nie glückt!
Ist ja auch Schwachsinn, was ich tu.
Gibt keinen Parkplatz – alles zu!"
Und während ich mir dieses sage,
schimpf ich laut auf die Parkplatzplage,
seh' sicher manchen Parkplatz nicht,
weil es ja in mir drinnen spricht:
"Kein Platz für mich in dieser Stadt!"
Nach einer Weile hab ich's satt,
und fahr entnervt und ziemlich wütend
nach Haus zurück, darüber brütend,
warum es mir wohl niemals glücke,
daß jemand gerade aus der Lücke
fährt, und bei der Suche,
ich mal das Glück für mich verbuche!
Ein Freund von mir, der macht es schlauer:
Schert sich um gar nix – "Wie? Rush Hour?
Egal, ich muß jetzt ins Gewühl,
'n Parkplatz? Klar! Hab's im Gefühl,
wie – lange suchen? – Nie der Fall!
Ich finde einen, überall!"
Er fährt, bleibt völlig unbeeindruckt
von dem Verkehr, der schleicht und ruckt,
und sieht, beim um die Ecke biegen,
es sind grad welche eingestiegen,
die machen eine Parkbucht frei,
die dann, welch Glück, wohl seine sei.
An diesem Beispiel wird schon klar,
wie es hier ein Gedanke war,
der Mögliches unmöglich machte,
nur weil ich dieses vorher dachte.
Und wie mein Freund, ganz ohne Not,
dem Mißerfolg die Stirn anbot,
und kam und sah und siegte,
als er den Parkplatz kriegte.
So folgt daraus: Ich muß nicht warten
bis weniger Leute freitags starten.
Nicht Umstände sind schuld, wenn ich
mal wieder Mißerfolg einstrich –
es ist vielmehr das, was ich denke,
womit ich selbst mein Leben lenke.

© ulke-baum.de
Unbeschriebenes Blatt